Die Republik Dubrovnik

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Als alle kroatischen Provinzen unter die österreichische, venezianische und türkische Herrschaft kamen, blieb ein kleiner Teil frei – die Republik Dubrovnik.
Die Stadt des heiligen Blasius war von dicken Mauern umgeben, die auch heute noch erhalten sind. Die Stadt war lebhaft: die Bankiers, Händler, Diplomaten und Goldschmiede von Dubrovnik waren weltweit bekannt.
Aber wir werden nicht von der Geschichte der Republik sprechen, weil dafür mehr als ein Artikel nötig wäre. In etwa 15 Abschnitten erzählen wir von Sachen und Menschen aus dieser großartigen Zeit, die weniger bekannt oder völlig unbekannt sind.
Dubrovnik war einer der meist entwickelten Staaten seiner Zeit, aber auch außerhalb seiner Zeit.
Die älteste Abwasseranlage der Welt, die auch heute noch benutzt wird, befindet sich in dieser Stadt. Während die Bewohner von London und Paris ihre Nachttöpfe bis zum 19. Jahrhundert einfach aus dem Fenster entleerten, konnten die Bewohner von Dubrovnik sorglos durch die Straßen gehen, ohne von Urin oder etwas Schlimmerem bespritzt zu werden.
Dubrovnik hatte außerdem einen Kommunaldienst und einen Feuerwehrdienst seit 1272. Es gab Vorschriften, die regelten, was man mit Feuer machen darf und was nie, sowie wie man im Falle eines Brandes vorgeht.
Die erste Apotheke in Dubrovnik wurde 1317 gegründet. Am interessantesten ist die Tatsache, dass diese Apotheke auch weiterhin existiert und schon genau 700 arbeitet. Nur als Vergleich – einige Staaten und Nationen sind nicht einmal 700 Jahre alt.
Außerdem hatte Dubrovnik die erste Quarantäne. In dieser Stadt und deren Umgebung gab es nie Epidemien.
In Dubrovnik tagte der Rat nie während der Schirokko blies. Die Bewohner waren der Meinung, dass man dann nicht richtig urteilen konnte und dann auch nicht über andere urteilen konnte.
Dubrovnik hatte das damals best entwickelte und meist verbreitete Spionagenetz weltweit. Da die Bewohner von Dubrovnik überall Handel betrieben und von großen Mächten umgeben waren, mussten sie alles wissen. Immer wenn sie Verschwörungen aufdeckten, setzten sie ihre geheime Waffe ein – die Diplomatie.
Die Republik Dubrovnik war der erste Staat Europas und einer der ersten Staaten weltweit, der die Sklaverei aufgehoben hatte. Dies erfolgte durch ein am 27. Januar 1416 verabschiedetes Gesetz. Nur als Vergleich – England tat dies 1569 und die USA 1865, während Brasilien diesen erniedrigenden Menschenhandel erst 1888 verbat.
Die Handelsflotte von Dubrovnik war die viertstärkste in Europa. Spanien, die Türkei, England und dann Dubrovnik. Das mächtige Frankreich und Italien waren sozusagen zweite Liga.
Genauso waren die Bewohner von Dubrovnik unter den Ersten, die Handelsfilialen in New York in den USA eröffneten.
Apropos USA, die Republik Dubrovnik war der erste Staat, der die Vereinigten Staaten von Amerika als souveränen und unabhängigen Staat anerkannte. Die Botschaft von Dubrovnik in Paris übergab Thomas Jefferson, dem künftigen dritten Präsidenten der USA, die Schrift.
Das ganze Kapital der Republik und deren Besitz wurden auf umgerechnet unglaubliche 70 Milliarden Euro geschätzt.
Der bekannte Dichter und Schriftsteller Ivan Gundulić hatte Fürst der Republik werden sollen. Aber er verstarb mit 49 Jahren. Nur Überfünfzigjährige konnten Fürsten werden.
Der bekannte Komödiendichter Marin Držić war Verschwörer gegen die Republik. Eigentlich dachte er, dass die Obrigkeit von Dubrovnik unfähig war, und bat deshalb Cosimo de‘ Medici, den mächtigsten Mann in Italien (nach dem Papst), darum, ihm finanziell und mit Soldaten beim Sturz des Adels zu helfen. Dazu kam es nie, seine Zeitgenossen hielten ihn für einen Verräter und er starb in Venedig, weil ihm die Rückkehr nach Hause verboten war.
Benedikt Kotruljević, ein Händler, Ökonom und Diplomat aus Dubrovnik, verfasste 1458 das erste Handbuch für Handel und Buchhaltung in Europa!
Der große Wissenschaftler Ruđer Bošković wurde in Dubrovnik geboren. Er war die erste Person weltweit, die im 18. Jahrhundert von einer möglichen Relativitätstheorie sprach – fast 150 Jahre vor Einstein!
Ein großes Erdbeben 1667 zerstörte fast die Republik. Mehr als 3000 Menschen starben, was die Hälfte der Einwohnerzahl war. Dann richteten sich die Türken und die Venezianer gegen die Republik. Dies war die größte Herausforderung für die geschickte Diplomatie von Dubrovnik. Die Republik bestand die Prüfung problemlos. Aber sie konnte die einstige Macht vor dem Erdbeben nie zurückgewinnen.
Obwohl die Stadt von dicken Mauern geschützt war, musste Dubrovnik sie während der ganzen Geschichte der Republik nie als Verteidigung einsetzen. Auch nicht nach dem katastrophalen Erdbeben 1667. Obwohl zwei venezianische Schiffe dort landen wollten, wurden sie von ein paar Schüssen aus der Kanone Gušter (Kroatisch „Eidechse“) vertrieben.
Als sich die französische Armee unter Napoleons Herrschaft der Stadt näherte, entschied man, sich ruhig zu stellen, weil die Stadt gegen so eine Macht keine Chance gehabt hätte.
Die Stadt blieb während des Ersten Weltkriegs unversehrt. Während des Zweiten Weltkriegs durfte auf Hitlers Befehl in Dubrovnik kein Stein bewegt werden.
Leider musste sich die Stadt 1991 zum ersten Mal in der Geschichte verteidigen, als die Armee von Serbien und Montenegro die Stadt bombardierte und Kultursehenswürdigkeiten der nullten Kategorie zerstörte. Doch Dubrovnik verteidigte sich und schrieb erneut seine majestätische Geschichte.
Auch heute noch können wir sehen, dass die Bewohner von Dubrovnik ihre Freiheit über alles lieben. An der Festung Lovrijenac steht auf einer Aufschrift auf Latein: NON BENE PRO TOTO LIBERTAS VENDITUR AURO, oder zu Deutsch: SEINE FREIHEIT GIBT MAN FÜR KEIN GOLD DER WELT.

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